Heft 1/2024


ArtGPT


KI ist in aller Munde. Spätestens seit Ende 2022 der Textgenerator ChatGPT auf die Menschheit losgelassen wurde, überschlagen sich die Diskussionen: ob damit nicht der Wert menschlicher Kreativität komplett hintertrieben werde; ob dies nicht humane Akteur*innen in immer mehr Bereichen sukzessive überflüssig mache; und schließlich: ob so nicht einem möglicherweise diktatorischen Regime, das uns alle zu technologiehörigen Digitalitäts-Sklav*innen macht, Vorschub geleistet werde. Fragen wie diese tippen dabei nur die Spitze eines Eisberges an, der seit Jahrzehnten im Entstehen begriffen ist und aktuell immer mehr an kritischer Masse erlangt. Genau dieser Massierung, auf den Kunst- und Kulturbereich bezogen, wollen wir uns eingehender widmen. Im Mittelpunkt steht dabei weniger die Problematik, ob durch Künstliche-Intelligenz-Anwendungen irgendwann einmal alles „Menschliche“ obsolet wird. Vielmehr soll dem Fragenkomplex nachgegangen werden, inwiefern menschliche, nicht-menschliche und systemische Intelligenz- und Kreativitätsformen nicht immer schon viel verwickelter miteinander waren als gemeinhin angenommen. Thematisiert wird auch, welche grundlegenden Vorstellungen von Mensch-Maschine-Beziehungen dem aktuellen Szenario zugrunde liegen, das häufig zwischen gedankenloser Euphorie (etwa was den selbstverständlichen Gebrauch alltagserprobter Apps betrifft) und übertriebenen Panikreaktionen changiert. Ein eigener Fokus soll der Kunstproduktion im Zeichen von KI gelten: Wie können vorprogrammierte, „generative“ Verfahren für künstlerische Ansätze nutzbar gemacht werden, ohne jegliche Kreativitätskriterien dabei vorschnell über Bord zu werfen? Und schließlich: Welche größeren Transformationen, über den Schaffensakt einzelner Subjekte hinaus, stößt dies möglicherweise im Kunstfeld an, das vielleicht bald schon im Zeichen von „ArtGPT“, wie der Titel dieser Ausgabe lautet, stehen wird.

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