Heft 1/2019 - Post-Jugoslawien


Heldinnen

Malerei als Wiederbelebung des historischen Gedächtnisses Bildbeitrag

Irma Markulin


Irma Markulin, aus der Serie Heldinnen, 2014–2018
(Ausschnitt), SMK, Kopenhagen, 2012,
Foto: Andersune Berg,
Courtesy: Galerie Chantal Crousel

Insgesamt 91 historischen Frauenfiguren wurde in Jugoslawien der offizielle Status „Heldin“ verliehen. Nach dem Tod Titos bzw. mit den Kriegen in den 1990er-Jahren gerieten diese Frauen zunehmend in Vergessenheit bzw. wurden vielfach aus dem (nationalen) Gedächtnis gestrichen. Irma Markulin, 1982 im heut e bosnisch-herzegowinischen Banja Luka geboren, hat sich im Zuge einer historischen Spurensuche dieser Frauenfiguren angenommen und anhand der verfügbaren fotografischen
Dokumente Porträts von ihnen angefertigt.
In großformatigen Ölmalereien thematisiert Markulin den Heldinnenstatus, ohne diesen ikonisch zu überhöhen. In verschiedenen Grauschattierungen gehalten wird zum einen auf den ehemaligen Denkmalcharakter dieser Figuren verwiesen, zum anderen aber auch die Brüchigkeit dieser
Monumentalität hervorgehoben. Zugleich macht Markulin anhand der zerknittert wirkenden bzw. wieder glatt gestrichenen Oberfl ächentextur auf den Akt des Vergessens aufmerksam ebenso wie auf die immer wieder aufs Neue zu leistende Arbeit der historischen Erinnerung.